Dreißig Jahre nach seiner Gründung fällt das Fazit zu den Integrationsfortschritten des Mercosur gemischt aus. Während die Handelsliberalisierung innerhalb des Mercosur als Erfolg verbucht werden kann, wurden die Ziele einer Umwandlung zur Zollunion und tiefere Integrationsschritte verfehlt. Die Bedeutung des Intra-Mercosur-Handels liegt dreißig Jahre nach Gründung wieder auf dem Ausgangsniveau und die Integration in internationale Produktionsnetzwerke ist nur stellenweise gelungen. Hohe MFN-Zölle und nicht-tarifäre Handelsbarrieren innerhalb der Region sowie fehlende Handelsabkommen erschweren die Einbindung der Staaten des Mercosur in den globalen Handel. Die erfolgreiche Ratifizierung des Handelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur würde einerseits den Mitgliedstaaten nochmal die Vorteile des Mercosur sichtbar machen. Andererseits kann das Abkommen zur Intensivierung der globalen bzw. regionalen Wertschöpfungsketten im südamerikanischen Raum und zur Verringerung der aktuellen Abhängigkeit Chinas im Primärsektor beitragen.
Im Jahr 2019 weist Deutschland einen Überschuss beim Handel von Arzneien und von medizinischer Ausrüstung auf. 72% seiner Arzneimittelimporte kommen aus den Mitgliedstaaten der EU. Aus China und Indien zusammen werden lediglich 0,8% der Arzneimittel importiert. 64% der medizinischen Importgüter bezieht Deutschland aus 31 oder mehr Ländern. Das deutet auf einen hohen Grad an Diversifikation beim Bezug dieser Produkte hin. Dennoch sollte ein nationaler Medikamentenvorrat ähnlich den strategischen Ölreserven angelegt sowie die Zulieferung weiter über Länder, Regionen und Kontinente gestreut werden. Eine Abkehr vom globalen Handel und eine europäische Autarkiepolitik im Pharmasektor ist nicht zu empfehlen, da auch sie die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten nicht hinreichend gewährleistet.
The current COVID-19 crisis has shown the importance of supply chain diversification to mitigate the negative effect of unexpected supply shocks. The decision of the United Kingdom to leave the European Union poses additional challenges to foreign trade: Irrespective of the outcome of the Brexit negotiation, trade costs between the UK and the EU will increase as a response to Brexit and cause disruptions in trade relations. Trade shocks hitting one bilateral country pair might be more severe for goods that are highly dependent on few suppliers, as they cause an increase in costs and, in the worst case, supply chain disruptions. This report takes a detailed look at goods that are dependent on few suppliers and shows that few products are imported solely from the UK, representing a negligible share of imports.
Ausländische Direktinvestitionen repräsentieren neben Exporten einen wesentlichen Faktor in der internationalen ökonomischen Integration. Vor allem multinationale Unternehmen haben durch Auslandsgesellschaften in den letzten Jahrzehnten wesentlich zum Wachstum ausländischer Direktinvestitionen beigetragen. Eine umfassende Analyse mit aktuellen Statistiken bietet die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung im Rahmen ihres jährlich veröffentlichten World Investment Reports. Der Artikel fasst die wesentlichen Entwicklungen und Ergebnisse des World Investment Reports 2016 zusammen.
Ausländische Direktinvestitionen begünstigen die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern, sondern ebenso in Industrienationen. Einen ausführlichen Einblick in die neuesten Entwicklungen bei weltweiten Direktinvestitionen bietet der jährlich erscheinende World Investment Report der UNCTAD. Die wesentlichen Ergebnisse des aktuell publizierten World Investment Report 2015 werden in diesem Artikel zusammengefasst.
Rolf J. Langhammer, Institut für Weltwirtschaft, Kiel, sieht als Ziel ein auf Güter und ihre mit ihnen verbundenen Dienstleistungen beschränktes Abkommen. Die EU sollte den Briten etwas entgegenkommen, denn jedes Abkommen sei besser als der No-Deal. Nach den Berechnungen von Lisandra Flach, Feodora Teti, Lena Wiest, Margherita Atzei und Lisa Scheckenhofer, ifo Institut, trifft der Brexit den Handel des Vereinigten Königreichs härter als den der EU. Der Anteil der EU am Handel des VK ist größer als umgekehrt, auch bei Produkten, bei denen es nur wenige Lieferanten gibt. Trotzdem liege ein Handelsabkommen ab 1. Januar 2021 im beiderseitigen Interesse. Joachim Wuermeling, Deutsche Bundesbank, erwartet für den Finanzsektor ein "No-deal"-Szenario. Denn mit Blick auf einen möglichen Vertrag über die künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigtem Königreich galt ein detailliertes "financial chapter" von Anfang an als sehr unwahrscheinlich. Insgesamt seien die Finanzmarktakteure gut auf das Ende der Übergangsperiode vorbereitet. Carsten Hefeker, Universität Siegen, befürchtet, dass als außenwirtschaftliche Konsequenz des Brexit das Vereinigte Königreich handelspolitisch isoliert und vielleicht nicht einmal mehr vereinigt sei. Das könne nicht im Interesse der EU sein; es sei zu hoffen, dass sie versuchen wird, dem VK im Rahmen der Möglichkeiten entgegenzukommen. Friedemann Kainer, Universität Mannheim, betrachtet die unterschiedlichen Perspektiven auf den Brexit-Prozess als Haupthindernis für einen positiven Verhandlungsabschluss. Die europäische Seite habe eine stringente und politisch sowie ökonomisch rationale Verhandlungsposition eingenommen, während das Vereinigte Königreich unklare, politisch teils sehr divergente Ziele verfolge. Im Lager der "Brexiters" spielten ökonomische Gesichtspunkte keine bedeutende Rolle. Philipp Harms, Gutenberg-Universität Mainz, sieht in den "Leave-Votes" den Ausdruck eines allgemeinen Unbehagens gegenüber der Globalisierung und befürchtet, dass rein ökonomische Erwägungen bei der Bestimmung individueller Einstellungen eine eher untergeordnete Rolle spielen, so dass Maßnahmen und Argumente, die an materielle Interessen appellieren, weniger Wirkung entfalten als erhofft. Für die Aussichten auf einen geordneten EU-Austritt des Vereinigten Königreichs verheiße dies nichts Gutes. Nach Ansicht von Michael Kaeding, Universität Duisburg-Essen, hat das Vereinigte Königreich nie richtig verstanden, was die EU ist und warum es sie gibt. Mit der Unterzeichnung der Europäischen Verträge brachten die Mitgliedstaaten ihren Wunsch zum Ausdruck, am Prozess der europäischen integrativen Solidarität teilzunehmen. Die Brexit-Verhandlungen zeigen, dass es ein grundlegender Fehler der britischen Brexiter war, sich vorzustellen, sie könnten die EU mit ihrer eigenen Ablehnung der europäischen Solidarität anstecken.